Soundtrack zum neuen Kusturica Film
In der Schweiz läuft er schon, der neue Film von Emir Kusturica “Zavet / Promis me this”. Mein googeln nach seinem deutschen Bundesstart war vergeblich, wann er in die hiesigen Kinos kommt, ist ungewiss. Das, was mit Peter Handke geschehen ist, lässt grüssen. Kusturica stört die deutsche Wahrnehmung vom Balkan genauso wie Handke.
Auf jedem Fall kann man den neuen Kusturica Film mit englischen Untertiteln im Netz finden und sich anschauen. Es lohnt sich „die Hochzeit von Fellini und Keaton“, wie der französische „Le Mond“ den Film bezeichnete, anzuschauen. Und wenn die deutschen Filmverleiher ihre Schwierigkeiten mit Kusturica haben, hilft uns immer noch das Internet!
Die Cineasten und Kusturica-Fans müssen also warten und es nicht bekannt, wie lange. Die Musikliebhaber haben es da viel besser, denn den Soundtrack zum Film gibt es hier schon zu kaufen, zum Beispiel mit der Hilfe von Amazon.de. Leider ist das ein Import-Artikel und das heißt, zu einem überteuerten (über 20 Euro) Preis.
Seit dem 13. Januar gibt es sie, die offizielle CD mit Musik zum neuen Film von Emir Kusturica, geschrieben vom Sohn des Regisseurs, Stribor, und performed durch seine Band „The Poisoners“.
Wer sie noch nicht gehört hat – hier ist meine imho.
Erstens: Das ist ein echter Film-Soundtrack, also rein instrumentale Musik, es wird nur in einem Track wirklich gesungen, in „Tavadas Scham“. „Black Train“ ist eigentlich kein richtiges Lied, zwar hört man dort auch Gesang von fahrenden Zigeunern, es ist aber genauso ein natürlicher Sound wie der vom Zug. Ob man zu dieser Musik einen wilden Balkantanz veranstalten kann, ist auch fraglich, es hängt wohl von der Menge Sliwowitz ab, die man getrunken hat. Das Label Emarcy ist bekannt für seine Jazz- und Weltmusik-Veröffentlichungen, eine weitere Vertreterin Osteuropas hier ist die polnische Sängerin Anna Maria Jopek – eine der größten Namen des modernen europäischen Ethnojazz. Genauso muss man auch den Zavet-Soundtrack betrachten – als modernen Balkanjazz – bunt, feurig, lebensfreudig, typisch balkanisch und international zugleich.
Zweitens: Das ist das erste große selbständige Werk von Stribor Kusturica.
Früher spielte er Schlagzeug in der Band „No Smoking Orchestra“, wo sein Vater seit der Mitte der 80er die Bassgitarre bediente. Das „No Smoking Orchestra“ lieferte die Musik zu den Filmen Schwarze Katze, weißer Kater und Das Leben ist ein Wunder, dazu noch widmete Emir Kusturica der Band eine Dokumentation „Super 8 Stories“. Die Musik haben damals hauptsächlich Dejan Sparavalo und Dr. Nele Karajlić geschrieben. Jetzt also entschied sich Emir Kusturica, das seinem Sohn anzuvertrauen und der hat es sehr gut gemacht. Wer Kusturicas Filme gesehen hat und sie mag und gerne die Musik davon hört, wird hier zufrieden gestellt. Das ist typische Kusturica-Musik und steht in der Tradition der früheren Soundtracks. Der Sound ist zwar im Vergleich zum „No Smoking Orchestra“ weicher geworden, dafür findet man hier schon bekannte Themen aus früheren Filmen und sogar eine Art Balkan-Dub, „Cane in the City of Life“. Nach den so erfolgreichen Rumbas, Salsas und anderen lateinamerikanischen Rhythmen mit Balkaninterpretationen, scheint jetzt die Zeit für Reggae gekommen zu sein. Auf jeden Fall ist der Track sehr interessant und ihr könnt ihn hier hören.
Das einzige, was wohl wirklich neu auf diesem Soundtrack-Album ist, das ist der fast komplette Verzicht auf Vokaltracks, aber das habe ich ja schon erwähnt. Der Grund dafür sollte aber nicht beim Komponisten gesucht werden, sondern ehe beim Regisseur.
„Zavet“ ist ein typischer Kusturica-Film mit allem drum und dran, wofür der serbische Regisseur so berühmt wurde. Man kann sagen, dass der Soundtrack auch ein typisches Kusturica-Album ist, das einiges neues mit sich bringt. Wer allerdings eine Fortsetzung der erprobten alten Traditionen wie von Underground, Schwarze Katze etc. erwartet, wird hier vielleicht enttäuscht werden.
Zum Vorhören - Balkan-Dub „Cane in the City of Life“
Die Musiker von „The Poisoners“:
Stribor Kusturica – Schlagzeug, Zoran Marjanovic - Perkussion, Misa Trickovic – bass, Ivan Maksimovic – Gitarre, Svetislav Vasiljevic – Gitarre, Dragan Janjic – Akkordeon, Dragan Virigevic - Keyboards, Maksim Kocetov - Saxophone.
Trackliste:
1. Jaguar
2. Vila Marica
3. Hotelski Cocek
4. The master’s rumba
5. Turbo jazz
6. The flyer
7. Death in a wedding dress
8. The black train
9. The Big Brothers Sa Sa
10. Honeymoon in Bruxelles
11. Vrajanka (The night club theme)
12. The final fight
13. Cane in the city of lights
14. Tavadas Soham
15. The highlander bolero
16. Jagodince Begince
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