Freitag, 30. November 2007

Neues von MA VALISE

Meine Freunde von MA VALISE aus Nantes haben jetzt ihr neues Album rausgebracht! Es ist das dritte und heißt „MAYA YE!“, was ungefähr „Ciao“ bedeuten soll. Wieder gibt es eine kräftige World-Mischung aus Chanson, Reggae, Balkan, Latin und Afrorhythmen. Zwei Mal waren sie schon in Freiburg und zwei Mal gab’s tolle Auftritte, die viel länger dauerten , als eigentlich geplant. Leider schaffte ich es nicht zur Präsentation am 16. und 17. November, da sowohl die deutschen als auch die französischen Eisenbahner streikten...

Die CD beinhaltet 14 Lieder, ein Teil davon ist mir schon von Live-Auftritten gut bekannt, wie zum Beispiel der Haupttitel „HUMAIN EN CHEMIN (MAYA YE!)“ oder „BUL MA MIN“, ein Cover des senegalesischen ORCHESTRA BAOBAB. Gesungen wird nicht nur auf Französisch oder Senegalesisch, sondern auch auf Spanisch und es gibt sogar was auf Rumänisch – „FELICIA!“ und „CEASORNICUL“. Eigentlich wollten sie diese Platte schon im Frühling rausbringen, dann hat sich aber das ganze auf Herbst verschoben. Der Sound ist ein wenig härter geworden oder vielleicht sind Bass und Schlagzeug einfach besser gemischt wurden....
Bei ihrem letzten Auftritt in Freiburg hat Raph - Akkordeonist und Sänger – den Präsidentenwahlen in Fankreich ein Lied gewidmet und sagte im Saal über Sarkozy „It’s not my President“. Hier finden wir auch eine politische Botschaft unter der Nummer 14, die heisst „Wake Up Mister G.W.B.!“, allerdings ohne Worte, dafür nett-osteuropäisch.
Die CD samt Cover und Booklet sieht optisch super aus, auch die offizielle Webseite von MA VALISE wurde in diesem neuen Design umgestaltet, schaut mal rein da gibt es Hörbeispiele, Videos und aktuelle Tourdaten, wo steht, dass ab 28. April 2008 eine monatelange Deutschlandtour bevorsteht.
Auf jeden Fall ist die Platte ein gutes Geschenk für alle, die auf frankophonem Sound stehen und etwas Frisches ausprobieren möchten


....und noch mal die Trackliste:
01- La Maison des Métallos
02- Humain en chemin (Maya yé)
03- Bul Ma Miin
04- Labadie Bay
05- Le Chant des sans
06- Cuidado
07- Kinshasa
08- Felicia !
09- Bad tard B.A.C.
10- Interlude
11- Tes Mains
12- Handmade
13- Ceasornicul
14- Wake up Mr G.W.Bush!
total time 47:50

Dienstag, 27. November 2007

COTTBUS 2007 Teil 3, Positives noch mal

Diese Filme waren auch in ofiziellen Wettbewerb: 

PRAVIDLA LZI / REGELN DES LÜGENS (Tschechien)
Ein spannendes Kammerspiel über eine Selbsthilfegruppe von Junkiesaussteigern, die auf eine wahre Geschichte basiert und an Originalschauplätzen im Frühjahr 2006 gedreht wurde. Wie einer der Hauptdarsteller, Jan Budař, nach der Vorführung erzählte, wohnten die Schauspieler eine Zeit lang in einer selbstverwalteten Einrichtung auf einem ehemaligen Bauernhof in engem Kontakt mit den Patienten (wenn man so sagen darf) und dadurch kam diese Genauigkeit zustande, die, zusammen mit bester schauspielerischer Leistung, den Zuschauer bis zuletzt in Bann hält. Das den Plot vontreibende Geheimnis wird am Ende ein klein wenig gelüftet und das, finde ich, gibt dem Film noch mehr Würze, weit weg von jeglicher Didaktik.


PUTESCHESTVIE S DOMASCHNIMI SCHIWOTNYMI / REISE MIT HAUSTIEREN (Rußland)
Zwar ist der Name lang, die Geschichte aber ist einfach und kurz: eine bildschöne Frau lebt in einem kleinen Haus an der Eisenbahn, sie hat Probleme mit Männern und am Ende adoptiert sie einen Junge aus dem Weisenhaus, aus dem sie selbst eigentlich stammt. Ein typischer Russenfilm, wo die Seele sooo groooß ist, wie man es hier in Deutschland mag, das Leben ist aber hart, schmutzig, grau und unmenschlich, was man hier auch zu schätzen weiß. Es bleibt nur zu klären, wieso zwischen Moskau und St. Petersburg (wo die Dreharbeiten stattfanden) alles so erbärmlich aussieht wie vor 100 Jahren, vielleicht noch schlimmer. Wo ist das Geld von Gazprom?
Der Film bekam dafür den Hauptpreis beim diesjährigen Moskauer Filmfestival und auch in Cottbus hat er gut abgeräumt, insgesamt 5 Preise.


RASSLEDWANE / DIE UNTERSUCHUNG (Bulgarien)
Der Hauptpreisgewinner dieses Jahres ist eine gut gemachte bulgarische Variation des deutschen TATORTS. Die Kommissarin versucht den ganzen Film über, den schon überführten Brudermörder, der die Aussage verweigert, zum Reden bringen. Dazu kommen noch Probleme in der eigenen Familie, die man auch hierzulande jeden Sonntag um 20:15 geniessen kann – und fertig ist der Film. Die Regisseurin und ihre Produzentin haben sich beschwert, dass der Film Schwierigkeiten hat, in die bulgarischen Kinos zu kommen. Ich verstehe das vollkommen, für so etwas gibt es schon seit Jahren das Fernsehen und seit einiger Zeit sogar Home Cinema.
Wieso dann den Hauptpreis? Vielleicht, weil zum letzten Mal ein Film aus Bulgarien vor 15 Jahren den Hauptpreis gewonnen hat (MALTSCHANIETO, von Krassimir Krumov).


RUSSKIJ TREUGOLNIK / DAS RUSSISCHE DREIECK (Georgien)
Das kann so manchen in Verwirrung bringen: ein russisch-patriotischer Film kommt aus Georgien. Ich bin auch so einer, ich bin verwirrt! Besonders nachdem der Regisseur Aleko Tsabadze sich nach der Vorführung weigerte, über seinen Streifen zu sprechen. Angeblich wollte er nur auf Publikumsfragen antworten, die vollbesetzte Cottbuser Stadthalle aber schwieg, das Publikum brauchte vielleicht noch ein bisschen Zeit, Tsabadze ging aber....
Der Film ist ausschließlich mit russischen Darstellern besetzt, in rein russischer Sprache und spielt in einer nicht näher definierten russischen Großstadt. Den Hintergrund bildet der Krieg in Tschetschenien, der zwar schon seit Jahren erstickt scheint, die Funken davon sind aber in ganz Russland zu spüren sind. Das Skript entstand offensichtlich nach dem Lesen des ersten Romans von Boris Akunin (AZAZEL, auf Deutsch FANDORIN). Ein Polizeipraktikant untersucht auf eigener Faust die geheimnisvollen Morde an angesehenen Geschäftsleuten. Das wäre vielleicht ein sehr guter Thriller über das heutige Rußland, wenn nicht dieser neue russische Patriotismus wäre, der in den letzten Jahren unter Putin kultiviert wurde. Die Frage ist nur, wieso gerade ein Georgier diesen Film gemacht hat?


STUCZKI / KLEINE TRICKS (Polen)
Polnische Filme sind für mich ein Begriff an sich. Die perfekte Kamera (die Kameraleute aus Lodz sind einfach die besten in der Welt) plus eine permanente Darstellung des moralischen Zustands der Gesellschaft sind ihre Stärke. Dadurch sind sie für mich nie langweilig. Auch die Geschichte des kleinen Stefek, der versucht mit Hilfe kleiner Tricks seinen angeblichen Vater zur Familie zurück zu bringen, ist durchaus kurzweilig, unterhaltsam und amüsant. Das Leben in einem Provinzstädtchen bietet während der Sommerferien nicht viel an Unterhaltung, besonders wenn die ältere Schwester von einem Job in Italien träumt, die Mutter den ganzen Tag im kleinen Lebensmittelladen arbeitet und es keine gleichaltrigen Freunde gibt. Da bleibt einem nur, mit dem Freund der Schwester Motorrad zu fahren und die Züge und ihre Passagiere am Bahnhof zu beobachten. Ein Film über große Gefühle in kleinen Menschen.


ŽIVI I MRTVI / DIE LEBENDEN UND DIE TOTEN (Kroatien, BiH)
Der gut gemachte (Anti)Kriegsfilm ist nach dem erfolgreichen Roman von Josip Malkić gedreht und führt zwei Kriege zusammen, den Zweiten Weltkrieg und den bosnischen Krieg der 90er Jahren. Der Clou dabei ist – der selbe Schauplatz, ein sogenanntes „Tal des Todes“ irgendwo in Herzegowina. Derselbe Schauplatz – aber ein anderer Krieg, wo die ehemaligen Verbündeten zu Feinden werden (jetzt sind sie wieder Verbündete). Wenn aus der Truppe Ustaša-Domobrani ein einziger Mann überlebt, wohingegen in der sechsköpfigen kroatischen Abteilung, zu der auch der Enkel des Überlebenden gehört, kein einziger Mann am Leben bleibt.
Die beste kroatische Produktion des Jahres (Best Film, Best Director, Best Supporting Actors, Best Camera, Best Editing, Best Music, Best Sound, Best Special Effects beim kroatischen nationalen Filmfestival in Pula 2007) ist ein Film, der lange im Gedächtnis bleibt und den ich mir auch hier in den deutschen Kinosälen wünsche, aber ohne blöde Zuschauer wie das Mädchen (anscheinend eine Genderstudentin), das am Ende auf die geistreiche Frage kam: „Wieso gab es in dem Film keine einzige Frau?“
Zum Schluß noch der Trailer zum kroatischen Film:

Montag, 26. November 2007

Großstadtromantiker Playlist

1. HAYDAMAKY: Ukraine Calling – Nemaje hliba spivaj (Eastblok, 2006)
2. LITTLE COW aka KISTEHÉN TANCZENEKAR: I’m In Love With Every Lady – Cyber boy (Eastblok, 2007)
3. SHUKAR COLLECTIVE: Rromatek – Truppa truppa (Eastblok, 2007)
4. JAROMÍR 99 & THE BOMBERS: Jaromír & The Bombers - Tak jo (Indies Scope, 2007)
5. JAROMÍR 99 & THE BOMBERS: Jaromír & The Bombers - Jedy a protijedy (Indies Scope, 2007)
6. JAROMÍR 99 & THE BOMBERS: Jaromír & The Bombers - Praded (Indies Scope, 2007)
7. JAROMÍR & 99THE BOMBERS: Jaromír & The Bombers – Black hole (Indies Scope, 2007)
8. ZAKOPOWER: Na Siedem – Na siedem (Kayax, 2007)
9. ZAKOPOWER: Na Siedem – Galop (Kayax, 2007)
10. BILLY’S BAND: Vesennie Obostrenija – Schast’e est’ (Billy's Band, 2007)
11. BILLY’S BAND: Vesennie Obostrenija – Golos brekhuna feat. KASTA (Billy's Band, 2007)



JAROMÍR 99 & THE BOMBERS - das Debütalbum der Prager Band um den Komikzeichner Jaromír Švejdík, unter anderem spielt hier auch der Schriftsteller und Journalist Jaroslav Rudiš, Autor des Buches NEBO POD BERLINEM (Der Himmel unter Berlin) , der schon 2 Mal in 
Freiburg gelesen hat.


Bald kommt noch mehr zu dieser CD, die ich seit zwei Wochen immer wieder hören muss.

Donnerstag, 22. November 2007

COTTBUS 2007 Teil 2, Positives

Nach dem negativen Ausfall der vergangenen Woche ist es jetzt Zeit, etwas Gutes zu schreiben, um jeglichen Vorwürfen des Masochismus zuvorzukommen.
Weil 2 Kurzfilmprogramme unter dem Namen „Lange Nacht der kurzen Filmen“ am einem Tag (Freitag, 9.11.) gezeigt wurden, musste ich sie vorher auf Video anschauen. Zu meinem Bedauern schaffte ich nicht alles zu sichten, aber von dem Gesehenen habe ich mir den polnischen Kurzfilm PORNO (Regie Jan Wagner) als sehr sehenswert vorgemerkt und war echt erfreut, als er den Hauptpreis im Kurzfilmwettbewerb bekommen hat. Es war aber der einzige Fall, dass ich mit den verschiedenen Juris des Festivals in voller Übereinstimmung lag.

Vom Spielfilmwettbewerb schaffte ich es nicht, zwei Filme anzuschauen: IZGNANIE / DIE VERBANNUNG (Russland), weil ich hoffe, ihn bald bald im Netz zu finden, und 4 LUNI, 3 SAPTAMANI SI 2 ZILE / 4 MONATE, 3 WOCHEN UND 2 TAGE (Rumänien), weil er sowieso ab Mitte November als Cannes-Palme-Gewinner in die Deutschen Kinos kommt (hier steht die Frage, auf was für ein Festival muss ein osteuropäischer Film gewinnen, um in Deutschland in den Verleih zu kommen? Cannes, Venedig und Oskar von L.A. bitte nicht anbieten!)

Jetzt alle Wettbewerbsfilme, dem Alphabet nach:

BOZ SALKYN / MORGENTAU (Kirgistan). Zwar ist Kirgisien so ein osteuropäisches Land wie China, dennoch ist es gut, dass die alten DDR-Verbindungen nicht abgebrochen wurden und man etwas von dort zu Sehen mitbekommt. Man liebt in Deutschland chinesische Filme über Mongolen, zumindest in unserem Kommunalen Kino sind sie immer ausverkauft. Ich glaube die Geschichte über eine Brautentführung im heutigen Kirgistan könnte genauso erfolgreich in Deutschland laufen... Prachtvolle Landschaften, schön fotografiert, dazu noch eine spannende und gut gespielte Story, die bis zum Schluss den Zuschauer in Bann zieht. Ehrlich gesagt, dachte ich, dass MORGENTAU mehr bekommen könnte, als den „Cottbus ins Kino“-Preis zur Förderung des Verleihs eines Festivalfilms, vielleicht aber kommt der Film irgendwann wirklich in unser KoKi.



HAMLET (Serbien). Kurosawa hatte den König Lear mit Samurais verfilmt und hatte viel Erfolg damit. Der serbische Hamlet nun wohnt auf einer Mülldeponie und ist ein Zigeuner, sonst ist alles streng nach Shakespeare: mit dem Geist des Vaters, verrücktem Mädchen und einem Duell am Ende. Es fehlte nur die Szene mit dem Totenkopf (wenn ich es nicht verschlafen habe, denn der ganze Streifen ist in dunklen Farben gedreht, die nächtliche Atmosphäre herrschte von Anfang bis zum Ende, das Leben auf einer Deponie, halt!) Der Film wird sicher interessant sein für die Fans des größten Dramaturgen der Welt.

ÓPIUM – EGY ELMEBETEG NÖ NAPLÓJA / OPIUM - TAGEBUCH EINER IRREN FRAU (Ungarn) Für mich existiert „Ungarischer Film“ als ein Begriff, etwa so wie „Tschechisches Kino“. Man weiß, was man zu warten hat und bekommt das Erwartete. Der Plot ist nach real existierenden Tagebüchern des ungarischen Schriftstellers und Neurologen Gésa Csáth gedreht, der Clou dabei ist, daß der gute alte Mann lange Zeit tabu war, weil er seine Frau ermordet hatte und (wenn ich nicht irre) in der Psychiatrie verstarb. Die Hauptrollen (der drogenabhängige Arzt und seine Patientin) sind von skandinavischen Schauspielern besetzt, das ganze spielt 1913 in einer Irrenanstalt, am Ende steht eine Lobotomie. Sehr düster und brillant zugleich, eigentlich einer der besten Filmen des Festivals, natürlich ging er ohne jeglichen Preis aus dem Festival.

Montag, 19. November 2007

Playlist

1. BOBAN I MARKO MARKOVIĆ ORKESTAR: Go Marko Go! – Pijem (Piranha, 2007)
2. BOBAN I MARKO MARKOVIĆ ORKESTAR: Go Marko Go! – Go Marko go! (Piranha, 2007)
3. LOMBARD: Śmierć Dyskotece! – Droga pani z TV ( Koch International, 1999 / 1983)
4. MAŁGORZATA OSTROWSKA: Słowa – Wolność to... (Warner Music, 2007)
5. MAŁGORZATA OSTROWSKA: Słowa – Wiara to skrzydła (Warner Music, 2007)
6. KOBIETY: Amnestia – Amor amor (Biodro, 2007)
7. KOBIETY: Amnestia – Pif paf (Biodro, 2007)
8. KOBIETY: Amnestia – Amnestia (Biodro, 2007)
9. GOGOL BORDELLO: Super Taranta – Zina Marina (Indies Scope, 2007)
10. GOGOL BORDELLO: Super Taranta – Alcohol RMX by GIPSY.CZ (Indies Scope, 2007)
11. LENINGRAD: Avrora (Promo) – I tak dalee (Leningrad, 2007)
12. LENINGRAD: Avrora (Promo) – Babtsy (Leningrad, 2007)
13. SOPOT: Dubalkan – Diple (Menadzer Company, 2007)
14. SOPOT: Dubalkan – Nada (Menadzer Company, 2007)





Das neue Album von GOGOL BORDELLO "Super Taranta" hat seit dem 8. November auch eine Tschechische & Slowakische Version, die das Brünner Label Indies Scope herausgebracht hat. Nur auf dieser Ausgabe, als exclusives Bonus, findet man ein Remix zum Lied "Alcohol", gemacht von dem tschechischen Zigeuner-Rapper GIPSY.CZ. Vorhören und kaufen kann man auf der offiziellen Label-Seite hier.
Beim diesjährigen Sziget Festival haben sie einen gemeinsamen Auftritt gehabt und jetzt können diejenigen, die nicht dabei waren, auch eine Vorstellung davon bekommen.

Freitag, 16. November 2007

SEEDOX - ein nützliches Filmportal

Ich glaube, das wird viele interessieren, also die ofizielle Pressemitteilung:


SEEDOX.ORG – DIGITALE PLATTFORM FÜR DOKUMENTARFILME AUS SÜDOSTEUROPA SEIT ANFANG NOVEMBER ONLINE



SEEDOX.org ist eine Initiative, die sich beim 7. goEast Filmfestival gegründet hat, um die Situation des zeitgenössischen Dokumentarfilms in Südosteuropa zu erforschen und zu analysieren. SEEDOX.org wurde von Festivalleiterin Christine Kopf und dem Südosteuropa-Experten Bernd Buder iniitiert, die Realisierung wird durch die Unterstützung des Balkan Fund der European Cultural Foundation und des Goethe Instituts ermöglicht. Im April dieses Jahres kamen in Wiesbaden Dokumentarfilm-Experten aus Albanien, Bosnien, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, der Republik Moldau, Serbien und UNMIK Kosovo zusammen, um sich erstmals auszutauschen. Die Expertenreferate im Rahmen des Workshops haben die zuvor aufgestellte Arbeitshypothese bestätigt, dass es im Bereich des Dokumentarfilms bisher an Vernetzung mangelt und hier Handlungsbedarf besteht. Außerdem wurden einige spezifische, vor allem aber gemeinsame strukturelle Probleme aufgezeigt. Diese Analysen sollten vertieft und dem Fachpublikum in der Region zur Verfügung gestellt werden. Dahinter steht der Gedanke, dass durch das Bilden eines Netzwerks mit wichtigen Akteuren aus der Region die Zusammenarbeit gestärkt und zu Koproduktionen animiert werden kann.

Bislang gab es nur sehr wenige nationalsprachliche und so gut wie keine englischsprachigen Informationen zum aktuellen Dokumentarfilmschaffen Südosteuropas. Mit der Website www.seedox.org, die seit 1. November online ist, wird Abhilfe geschaffen. SEEDOX.org bietet Länderessays zu Albanien, Bosnien, Kroatien, Mazedonien, Montenegro, der Republik Moldau, Serbien und UNMIK Kosovo. Von rund 250 Filmen sind bereits jetzt filmografische Daten abrufbar, darunter bei 150 zusätzlich Fotos und Inhaltsangaben. Die Angaben wurden aufwändig eigens für das Projekt recherchiert. Die Datenbank versteht sich als „work in progress“. Bislang nicht zu ermittelnde Angaben können die Produktionsfirmen nachreichen. Zusätzlich werden umfangreiche Adresslisten (Produzenten, Festivals, Institutionen) und eine Bibliografie zur Verfügung gestellt. Weitere Texte und Interviews mit Akteuren der Dokumentarfilmszene ergänzen die Länderessays, hier wird die Website auch in Zukunft kontinuierlich ausgebaut. Mit SEEDOX.org werden Informationen zu Dokumentarfilmen aus Südosteuropa erstmals auch international für Festivals und Programmmacher zugänglich gemacht. SEEDOX.org bietet komfortable Suchfunktionen.

Das goEast Filmfestival will weiter am Thema bleiben. Bei seiner nächsten, achten Ausgabe (09. bis 15.04.2008) wird das Symposium sich mit der Rolle des Dokumentarfilms beim Zerfall Jugoslawiens, der Entstehung neuer Republiken und der Verarbeitung von Kriegserlebnissen auseinandersetzen. Darüber hinaus sollen Autorenstandpunkte der jüngsten Generation von Dokumentarfilmregisseuren vorgestellt und diskutiert werden. Das Symposium wird von einer Filmreihe begleitet.

P.S.:
Einfach reinschauen und abchecken, da gibt es nicht nur Dokus'. Natürlich ist das kein imdb.com, aber trotzdem interessant, zu wünschen bleiben noch mehr Fotos.

Dienstag, 13. November 2007

Festival in Cottbus - Teil Eins: Negatives

Zum siebten Mal war ich beim Cottbuser Filmfestival des Osteuropäischen Kinos, das Fest selbst gibt es bereits seit 17 Jahren Es hieß also 6.-10.11.2007 das 17.Festival des osteuropäischen Films Cottbus. Zunächst ein paar Worte zu den negativen Eindrücken, weil sie sich von Jahr zum Jahr wiederholen, steigende Tendenz haben und einem langsam auf den Keks gehen.
Früher war das Cottbuser Filmfestival eine der wenigen Orte in Deutschland, wo man Filme aus Osteuropa genießen konnte. Die Zeiten ändern sich und heute kann man feststellen, dass Cottbus nicht nur an Exklusivität verloren hat, sondern in bestimmten Bereichen auch an Qualität. Es gibt jetzt auch ein Osteuropa-Filmfestival in Wiesbaden, es werden mehr osteuropäische Produktionen auf anderen Festivals in Deutschland gezeigt und auch die deutschen Filmverleiher haben mehr Osteuropäisches anzubieten als noch vor zehn Jahren.
In Cottbus sieht es jetzt alles viel bombastischer und geräumiger aus und riecht nach viel mehr Geld als im Jahr 2001 (Ich habe noch das Festivalzentrum im Gladhouse erlebt und hätte nie behauptet, dass es dort schlecht war, im Gegenteil.), es fehlt aber an cineastischem Gefühl und Gemütlichkeit, die auf solchen Festivals unbedingt sein müssen. Schließlich ist Cottbus kein Berlin, auch keine Berlinale-Filiale. Schuld daran ist, imho, der Festivalleiter Roland Rust, dem diese großen Veränderungen zu verdanken sind, übrigens lebt er samt seinem Team in Berlin und in Cottbus erscheint er nur während des Festivals.



Die realsozialistische Stadthalle – die Hauptspielstätte – ist einfach nicht fürs Kino geeignet, der Saal ist zu breit und wird mit Plastikschirmen auf die notwendige Breite geteilt, die Filme werden von hinten projiziert und es gibt sogar keine schallisolierte Projektionszelle, die Zuschauer sind schlicht dem monotonen Summen der Vorfuhrgeräte ausgeliefert. In meinem Fall war es von morgens bis abends. Dafür stehen immer zwei bis drei Edelkarossen mit Festivallogo bereit, um die eingeladenen Gäste in das 100 Meter entfernte Hotel zu beamen.

Das Problem Nummer eins bei diesem Festival sind aber Vorführer und Technik. In diesem Jahr habe ich vier Mal erlebt, dass die Vorführung abgebrochen wurde, weil etwas (Filmformat, Übersetzungsgeräte, etc.) nicht stimmte, vor ein paar Jahren gab es Vorführpannen sogar bei der Preisverleihung. Einfach peinlich geil. Philosophisch betrachtet, ist das vielleicht das Markenzeichen des Festivals. Es bleibt einem nicht anderes übrig, als sich mit einem Lächeln und entspannt die zehn-fünfzehn Minuten des Films noch mal anzuschauen, oder noch ein Köstritzer Bier zu holen.... Cottbus, halt.



Und noch eine Tendenz ist beunruhigend – die Zahl der deutschen (sprich ostdeutschen) Produktionen steigt von Jahr zu Jahr. Zum dritten Mal wurden wir mit einem (ost)deutschen Film zur Festivaleröffnung beglückt. Wozu? Kommen sie denn nicht auch so in die deutschen Kinos? In diesem Jahr kam ein deutscher Film zur Abschlusszeremonie hinzu... Vielleicht würden die Cottbuser sonst nicht zum Festival kommen? Nein, alle Abendvorstellungen waren so gut wie ausverkauft, rumänische, polnische, russische, tschechische, ungarische Filme sind gefragt. Anscheinend versucht die Festivalleitung auf eine Art Ostalgie zu spekulieren – die ehemalige DDR als Teil Osteuropas, oder sie hat einen Geheimvertrag mit der Filmförderung Brandenburgs, etwa: wir geben euch mehr Geld für die noblen Karossen und Ähnliches und sie zeigen dafür unsere Filmchen beim Festival. Ob das zueinander passt? Ich denke nicht.
Aber genug der bösen Worte, es gab dort auch viel Gutes, nämlich osteuropäische Filme!!!
Der Fokus lag in diesem Jahr auf den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens und hieß „After Yu“.

Montag, 12. November 2007

Novembermusik

,1. TANOK NA MAJDANI KONGO: Ukrajins’ka Herojichna Pisnja SP – Plyve choven (Krajina Mrij, 2007)
2. FLAYZZA: Ukrajins’ka Herojichna Pisnja SP – Oj, jak ljublju ci nashi hory (Krajina Mrij, 2007)
3. KHVYLJU TRYMAJ: Ukrajins’ka Herojichna Pisnja SP – Ja sjohodni vid vas vidjizhaju (Krajina Mrij, 2007)
4. ZAKOPOWER: Na Siedem – Na siedem (Kayax, 2007)
5. ZAKOPOWER: Na Siedem – Galop (Kayax, 2007)
6. ZAKOPOWER: Na Siedem – Zbuntowany aniol (Kayax, 2007)
7. MORALNYJ KODEKS: Slavjanskie Tantsy – Jasnyj sokol (Mazay Comunications, 2007)
8. MORALNYJ KODEKS: Slavjanskie Tantsy – Slavjanskie tantsy (Mazay Comunications, 2007)
9. LENINGRAD: Avrora (Promo) – Muzyka dlja muzhyka (2007)
10. LENINGRAD: Avrora (Promo) – Moskou (2007)
11. LENINGRAD: Avrora (Promo) – I tak dalee (2007)
12. CRVENA JABUKA: Duša Sarajeva – Duša Sarajeva (Croatia Records, 2007)


 
Das zweite Album der polnischen Band ZAKOPOWER aus Zakopane erschien am 20. Oktober auf dem Label Kayax, das von der Sängerin Kayah (bekannt in Deutschland durch die Platte "Kayah & Bregovic) geleitet wird.

Mittwoch, 7. November 2007

STELSI - USSR

Die Band STELSI (СТЕЛСІ) aus der ukrainischen Stadt Tscherniwzi (Czernowitz) ist zum heutigen Tag der bekannteste Vertreter der Elektro-Ethno-Szene im Land. Früher haben sie sich von orientalischen Melodien inspirieren lassen, aber nach der Orangenen Revolution öffneten sie sich der unerschöpflichen Quelle ukrainischer bzw. bukowinischer Folklore. Als Resultat ist die Platte „Dort...“ (Tam...) vom Frühjahr 2005 entstanden. Sie wurde zum größten Erfolg der Band und diesen sollte das neue Album noch in diesem Jahr bestätigen. Die ukrainischen Radiosender haben schon eine neue Single mit dem Lied „Pozitiv“ / (Позитив) erhalten, alle anderen können das Lied auf der offiziellen Seite der Band im guten Bitrate (256 kbps) downloaden. Es gibt dort noch ein paar interessante Lieder zum Saugen und zwei Alben, nur in Demoversionen. Leider ist die Seite rein ukrainischsprachig, wer also kein Kyrillisch lesen kann, sollte auf ДЕМОНСТРАЦІЙНА ВЕРСІЯ achten, was schlicht „Demoversion“ bedeutet.
Das Video zum Lied CCCP/USSR von der CD „Tam...“ ist ein gutes Beispiel für das, was STELSI in den letzten 3 Jahren gemacht haben.


Rotes T-Shirt und rote Fahnen
Wieder ging ich auf die Strasse und bat sie.
Weil keine Morgenröten glänzen, das Wasser nicht rauscht
Und nur sie wie Gold leuchtete.

Refrain:
Und es schwebte dort das Morgenrot.
(Chorus)
„Wohin auch immer ich fahre, wohin auch immer ich gehe.“

Ich habe ein Denkmal. Jawohl, es ist eine echte Skulptur.
Sie steht im Hof, ich werde sie nie verkaufen.
Auf eine Linie stehen alle bis zum Letzten:
Die grauen Kleider, der graue Himmel, schwarz-weiß Kino.

Refrain:
Und es schwebte dort das Morgenrot.
(Chorus)
„Wohin auch immer ich fahre, wohin auch immer ich gehe.“

Eiserne Rohre schließen uns ein, Beton umarmt uns,
Die Negativen und Positiven überwältigen uns
Die Elektroden durchdringen uns von Kopf bis Fuß –
Soziorealismus, UdSSR, UdSSR!

Montag, 5. November 2007

Playlist: Musik aus der Ukraine

1. TARTAK & ANDRIJ PIDLUZHNYJ - Ne kazhuchy nikomu (thx to fdr.com.ua, 2007)
2. HAYDAMAKY – Efir (thx to fdr.com.ua, 2007)
3. HAYDAMAKY – 4 dvory (thx to fdr.com.ua, 2007)
4. HAYDAMAKY – Katarzhyna (thx to fdr.com.ua, 2007)
5. PROPALA HRAMOTA: Cejvo - Dа chumaky (Nash Format, 2007)
6. PROPALA HRAMOTA: Cejvo – Cejvo-tajvo (Nash Format, 2007)
7. PROPALA HRAMOTA: Cejvo - Myron (Nash Format, 2007 )
8. FLIT - Moya Planeta (thx to fdr.com.ua, 2007)
9. VOHNESMIKH: Krajina U – Diva ohnevytsja (UkrMusic, 2007)
10. VOHNESMIKH: Krajina U – Zorjanyj herc’ (UkrMusic, 2007)
11. Mandry: Doroha – Doroha (Lavina Music, 2006)
12. STELSI: Tam… - Tam (Stelsi, 2005)
13. STELSI: Tam… - Pozytyv (Stelsi, 2005)
14. SIROKO ZAKRYTY OCHI - Go Pak (thx to artvertep.com, 2007 r.)
15. TIK: LiteraDura - АЛКО голiзм (Moon Records, 2007)
16. TIK: LiteraDura - Nojabr (Moon Records, 2007)
17. ABY MC & Sasha Koltcova – Avrora (thx to fdr.com.ua, 2007)


TIK / Trezvost' I Kul'tura (Nüchternheit und Kultur) so hieß in der Sowjetzeit eine russischsprachige Propaganda-Zeitschrift und so heißt heute eine sehr beliebte ukrainische Band aus der Stadt Winnyzja