Donnerstag, 22. November 2007

COTTBUS 2007 Teil 2, Positives

Nach dem negativen Ausfall der vergangenen Woche ist es jetzt Zeit, etwas Gutes zu schreiben, um jeglichen Vorwürfen des Masochismus zuvorzukommen.
Weil 2 Kurzfilmprogramme unter dem Namen „Lange Nacht der kurzen Filmen“ am einem Tag (Freitag, 9.11.) gezeigt wurden, musste ich sie vorher auf Video anschauen. Zu meinem Bedauern schaffte ich nicht alles zu sichten, aber von dem Gesehenen habe ich mir den polnischen Kurzfilm PORNO (Regie Jan Wagner) als sehr sehenswert vorgemerkt und war echt erfreut, als er den Hauptpreis im Kurzfilmwettbewerb bekommen hat. Es war aber der einzige Fall, dass ich mit den verschiedenen Juris des Festivals in voller Übereinstimmung lag.

Vom Spielfilmwettbewerb schaffte ich es nicht, zwei Filme anzuschauen: IZGNANIE / DIE VERBANNUNG (Russland), weil ich hoffe, ihn bald bald im Netz zu finden, und 4 LUNI, 3 SAPTAMANI SI 2 ZILE / 4 MONATE, 3 WOCHEN UND 2 TAGE (Rumänien), weil er sowieso ab Mitte November als Cannes-Palme-Gewinner in die Deutschen Kinos kommt (hier steht die Frage, auf was für ein Festival muss ein osteuropäischer Film gewinnen, um in Deutschland in den Verleih zu kommen? Cannes, Venedig und Oskar von L.A. bitte nicht anbieten!)

Jetzt alle Wettbewerbsfilme, dem Alphabet nach:

BOZ SALKYN / MORGENTAU (Kirgistan). Zwar ist Kirgisien so ein osteuropäisches Land wie China, dennoch ist es gut, dass die alten DDR-Verbindungen nicht abgebrochen wurden und man etwas von dort zu Sehen mitbekommt. Man liebt in Deutschland chinesische Filme über Mongolen, zumindest in unserem Kommunalen Kino sind sie immer ausverkauft. Ich glaube die Geschichte über eine Brautentführung im heutigen Kirgistan könnte genauso erfolgreich in Deutschland laufen... Prachtvolle Landschaften, schön fotografiert, dazu noch eine spannende und gut gespielte Story, die bis zum Schluss den Zuschauer in Bann zieht. Ehrlich gesagt, dachte ich, dass MORGENTAU mehr bekommen könnte, als den „Cottbus ins Kino“-Preis zur Förderung des Verleihs eines Festivalfilms, vielleicht aber kommt der Film irgendwann wirklich in unser KoKi.



HAMLET (Serbien). Kurosawa hatte den König Lear mit Samurais verfilmt und hatte viel Erfolg damit. Der serbische Hamlet nun wohnt auf einer Mülldeponie und ist ein Zigeuner, sonst ist alles streng nach Shakespeare: mit dem Geist des Vaters, verrücktem Mädchen und einem Duell am Ende. Es fehlte nur die Szene mit dem Totenkopf (wenn ich es nicht verschlafen habe, denn der ganze Streifen ist in dunklen Farben gedreht, die nächtliche Atmosphäre herrschte von Anfang bis zum Ende, das Leben auf einer Deponie, halt!) Der Film wird sicher interessant sein für die Fans des größten Dramaturgen der Welt.

ÓPIUM – EGY ELMEBETEG NÖ NAPLÓJA / OPIUM - TAGEBUCH EINER IRREN FRAU (Ungarn) Für mich existiert „Ungarischer Film“ als ein Begriff, etwa so wie „Tschechisches Kino“. Man weiß, was man zu warten hat und bekommt das Erwartete. Der Plot ist nach real existierenden Tagebüchern des ungarischen Schriftstellers und Neurologen Gésa Csáth gedreht, der Clou dabei ist, daß der gute alte Mann lange Zeit tabu war, weil er seine Frau ermordet hatte und (wenn ich nicht irre) in der Psychiatrie verstarb. Die Hauptrollen (der drogenabhängige Arzt und seine Patientin) sind von skandinavischen Schauspielern besetzt, das ganze spielt 1913 in einer Irrenanstalt, am Ende steht eine Lobotomie. Sehr düster und brillant zugleich, eigentlich einer der besten Filmen des Festivals, natürlich ging er ohne jeglichen Preis aus dem Festival.

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