Dienstag, 13. November 2007

Festival in Cottbus - Teil Eins: Negatives

Zum siebten Mal war ich beim Cottbuser Filmfestival des Osteuropäischen Kinos, das Fest selbst gibt es bereits seit 17 Jahren Es hieß also 6.-10.11.2007 das 17.Festival des osteuropäischen Films Cottbus. Zunächst ein paar Worte zu den negativen Eindrücken, weil sie sich von Jahr zum Jahr wiederholen, steigende Tendenz haben und einem langsam auf den Keks gehen.
Früher war das Cottbuser Filmfestival eine der wenigen Orte in Deutschland, wo man Filme aus Osteuropa genießen konnte. Die Zeiten ändern sich und heute kann man feststellen, dass Cottbus nicht nur an Exklusivität verloren hat, sondern in bestimmten Bereichen auch an Qualität. Es gibt jetzt auch ein Osteuropa-Filmfestival in Wiesbaden, es werden mehr osteuropäische Produktionen auf anderen Festivals in Deutschland gezeigt und auch die deutschen Filmverleiher haben mehr Osteuropäisches anzubieten als noch vor zehn Jahren.
In Cottbus sieht es jetzt alles viel bombastischer und geräumiger aus und riecht nach viel mehr Geld als im Jahr 2001 (Ich habe noch das Festivalzentrum im Gladhouse erlebt und hätte nie behauptet, dass es dort schlecht war, im Gegenteil.), es fehlt aber an cineastischem Gefühl und Gemütlichkeit, die auf solchen Festivals unbedingt sein müssen. Schließlich ist Cottbus kein Berlin, auch keine Berlinale-Filiale. Schuld daran ist, imho, der Festivalleiter Roland Rust, dem diese großen Veränderungen zu verdanken sind, übrigens lebt er samt seinem Team in Berlin und in Cottbus erscheint er nur während des Festivals.



Die realsozialistische Stadthalle – die Hauptspielstätte – ist einfach nicht fürs Kino geeignet, der Saal ist zu breit und wird mit Plastikschirmen auf die notwendige Breite geteilt, die Filme werden von hinten projiziert und es gibt sogar keine schallisolierte Projektionszelle, die Zuschauer sind schlicht dem monotonen Summen der Vorfuhrgeräte ausgeliefert. In meinem Fall war es von morgens bis abends. Dafür stehen immer zwei bis drei Edelkarossen mit Festivallogo bereit, um die eingeladenen Gäste in das 100 Meter entfernte Hotel zu beamen.

Das Problem Nummer eins bei diesem Festival sind aber Vorführer und Technik. In diesem Jahr habe ich vier Mal erlebt, dass die Vorführung abgebrochen wurde, weil etwas (Filmformat, Übersetzungsgeräte, etc.) nicht stimmte, vor ein paar Jahren gab es Vorführpannen sogar bei der Preisverleihung. Einfach peinlich geil. Philosophisch betrachtet, ist das vielleicht das Markenzeichen des Festivals. Es bleibt einem nicht anderes übrig, als sich mit einem Lächeln und entspannt die zehn-fünfzehn Minuten des Films noch mal anzuschauen, oder noch ein Köstritzer Bier zu holen.... Cottbus, halt.



Und noch eine Tendenz ist beunruhigend – die Zahl der deutschen (sprich ostdeutschen) Produktionen steigt von Jahr zu Jahr. Zum dritten Mal wurden wir mit einem (ost)deutschen Film zur Festivaleröffnung beglückt. Wozu? Kommen sie denn nicht auch so in die deutschen Kinos? In diesem Jahr kam ein deutscher Film zur Abschlusszeremonie hinzu... Vielleicht würden die Cottbuser sonst nicht zum Festival kommen? Nein, alle Abendvorstellungen waren so gut wie ausverkauft, rumänische, polnische, russische, tschechische, ungarische Filme sind gefragt. Anscheinend versucht die Festivalleitung auf eine Art Ostalgie zu spekulieren – die ehemalige DDR als Teil Osteuropas, oder sie hat einen Geheimvertrag mit der Filmförderung Brandenburgs, etwa: wir geben euch mehr Geld für die noblen Karossen und Ähnliches und sie zeigen dafür unsere Filmchen beim Festival. Ob das zueinander passt? Ich denke nicht.
Aber genug der bösen Worte, es gab dort auch viel Gutes, nämlich osteuropäische Filme!!!
Der Fokus lag in diesem Jahr auf den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens und hieß „After Yu“.

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