Donnerstag, 10. Mai 2007

Queens & Kings der Balkanmusik


Das neue Album von Fanfare Ciocarlia wartet seit dem 23. Februar in allen Läden auf die treue Kundschaft, und es gibt viele gute Gründe zu erwarten, dass sich das noch steigert, denn „Queen & Kings“ sollte (wenn ich die Berliner Republiksprache verwenden darf) genau auf die auf Weltmusik gerichteten MITTELEUROPÄISCHEN Ohren passen.
Die dem im Oktober 2006 verstorbenen Klarinettisten der Band, Ioan Ivancea, gewidmete Platte hat 14 kurzweilige Lieder, die nur Tote nicht zum Tanzen bringen können. Gesungen wird von den bekanntesten Stars der Gypsy-Szene aus dem ganzen Balkan und nicht nur: Dan Armeanca und Florentina Sandu aus Rumänien, Kalomee aus Frankreich, Mitsu aus Ungarn, Saban Bajramovic und Kal aus Serbien, Esma Redzepova aus Mazedonien und Jony Iliev aus Bulgarien. Sie alle sind wahre Königinnen und Könige der Zigeunermusik und daher auch der Name des Albums.
Hierzulande organisiert man die Feierlichkeiten zum 50-sten Jahrestages des Vertrags von Rom, schüttelt die Berliner Erklärung aus den Ärmeln und lädt die bekanntesten Zigeunermusiker des Balkans ein, an einem von Deutschland dirigierten und aus Rumänien stammenden Musikprojekt teilzunehmen.
Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben, dass der Balkan nicht nur ein geopolitisches, sondern auch ein musikalisches Phänomen ist, ist die neue Scheibe von Fanfare Ciocarlia eine gute Möglichkeit auf den vom DJ Shantel gelenkten Wagen aufzusteigen. Diejenigen, die schon frühere Alben des Orchesters aus dem Nordrumänischen Dorf Zece Prajini gehört haben, werden vielleicht dieses Album mit gemischten Gefühlen hören. Wenn man sich noch an die erste CD aus dem Jahr 1998 erinnert, so war diese rein instrumental und mit jedem neuem Album kamen immer mehr Vokalstimmen hinzu. In diesem Sinne ist die „Queens & Kings“ als eine logische Entwicklung zu betrachten. Das selbe ist vom Sound zu sagen.... Vor 9 Jahren machten die Lerchen (Ciocarlia heißt auf Rumänisch Lerchen) mit ihren 23 Tracks auf dem 55 minütigen „Radio Pascani“ einen solch frischen und rauhen Eindruck, dass man sie mit dem damals in Europa wildernden Techno verglichen hat, aber mit jedem neuen Album wurde der Sound gepflegter und moderater. Als Resultat von all dem und vielleicht noch wegen der Franzosen aus Kalomee sowie dem Namen des Albums, ruft Fanfare Ciocarlia anno 2007 den Geist von GYPSY KINGS wach. Es ist ganz wie der Film „Chocolat“ mit Johnny Depp als glamourösen Vagabund... Angefangen als Musikrebellen aus dem Nordosten Rumäniens, wird die Band heute als Muster der Europäischen Weltmusikszene präsentiert. Wie es aussieht, braucht man nicht mehr als 18-jähriger mit der Gitarre gegen die Welt zu rebellieren, um solch einen Weg zu gehen. Der Grund dafür liegt nicht am Alter, man muss wohl anderswo graben.
von DJ Bogdan

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